Bayerische Delegierte sagten NEIN zu CETA

Bayerische Delegierte sagten NEIN zu CETA

22. September 2016

*Die mittelfränkischen Delegierten sagten wie die anderen bayerischen Delegierten auf dem SPD-Konvent in Wolfsburg NEIN zu CETA.

Sie sagten NEIN, weil

  1. der bayerische Landesparteitag ein klares NEIN zu CETA im Juli 2016 beschloss,

  2. weil die roten Linien, welche die SPD beschloss, nach wie vor überschritten sind,

  3. weil den Menschen über zwei Jahre gesagt wurde, dass es bei Überschreitung der roten Linien kein Ja zu CETA geben wird.

Den zentralen Änderungsantrag aus Bayern, der aus dem "Ja, aber" des Parteivorstandsantrag ein "NEIN, wenn nicht alle roten Linien eingehalten werden" gemacht hätte, wurde vom Tagungspräsidium in einer nicht gerade demokratisch zu nennenden Art und Weise behandelt.

Die mittelfränkischen Delegierten werden sehr kritisch darauf achten, dass

  1. die vom Konvent beauftragten Nachbesserungen und Klarstellungen zu CETA auch so verhandelt und rechtsverbindlich vereinbart werden,

  2. die SPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament und im Bundestag dies ebenso einfordern und ihre Zustimmung nur erteilen, wenn alle im Konventsbeschluss enthaltenen Bedingungen erfüllt sind.

Das Forum Demokratische Linke, Bayern, bedauert es sehr, dass die Entscheidung

  1. mit einem "Ja, aber für CETA" auf dem Konvent fiel,

  2. die Entscheidung nicht durch einen Mitgliederentscheid oder wenigstens einem großen Parteitag mit 600 statt 200 Delegierten fiel, was demokratischer gewesen wäre,

  3. offenbar mit allen, auch nicht sehr demokratischen Mitteln, versucht wurde, das "Ja, aber" des Parteivorstands durchzudrücken,

  4. um den Konvent ein große Geheimnistuerei gemacht wurde. Es wurden weder die 50 Anträge aus der Basis veröffentlicht noch war der Konvent öffentlich.

Die DL21 Bayern begrüßt es daher sehr, dass die bayrischen Delegierten auf dem Konvent zu CETA Nein sagten.

Die DL21 Bayern missbilligt ebenso wie die bayrischen SPD-Delegierten auf dem Konvent, dass der bayerische SPD-Vorsitzende Florian Pronold sich nicht an den Beschluss seines Landesverbandes hielt, zu CETA Nein zu sagen, und im Konvent für das "Ja, aber" stimmte.

Die Dl21 Bayern findet es sehr gut, dass die mittelfränkischen Delegierten einen ausführlichen Bericht an die Mitglieder abgeben und damit etwas mehr Öffentlichkeit herstellen, als sie auf dem Konvent gegeben war. Wir veröffentlichen den Brief im Folgenden:

An alle Mittelfranken-SPD-Mitglieder

Liebe Genossinnen und Genossen,

im Nachgang zur gestrigen Entscheidung des Parteikonvents möchten wir euch als mittelfränkische Delegierte auch unsere Wahrnehmung des gestrigen Konvents wiedergeben.

Wir haben alle vier gegen den Antrag des Parteivorstands gestimmt, sind damit aber mit knapp 40 zu etwas über 60 Prozent unterlegen. Unsere Ablehnung hatte zwei Gründe: Zum einen natürlich den sehr klaren Beschluss des Landesparteitags vom Juli 2016, der für uns auch eine Verpflichtung war. Zum zweiten, dass der Parteivorstandsantrag sich um die klare Aussage herumdrückt, dass die "Roten Linien", die wir uns 2014 gegeben haben, trotz aller Fortschritte mit der kanadischen Regierung überschritten sind. Und auch wenn es richtig ist, dass die derzeitige kanadische Regierung zu weiteren Verbesserungen bereit ist - möglicherweise sogar weiter gehend als einige europäische Regierungen: Wir haben den Menschen über zwei Jahre immer gesagt, dass es bei einer Überschreitung der Roten Linien kein "Ja" zu Ceta geben wird. Und wir haben allen unter den Ceta-Gegnerinnen und -Gegner, die in den zwei Jahren immer gesagt haben, das sei doch nur ein Taschenspielertrick unser Wort gegeben, dass die roten Linien gelten.

Und auch wenn der Parteivorstandsantrag nun formuliert, dass für eine Zustimmung noch einige Bedingungen zu erfüllen sind: Am Ende steht ein "Ja" trotz überschrittener roter Linien. Für eine erfolgreiche Sozialdemokratie ist aber das Vertrauen der Menschen wesentlich. Das, was einmal gesagt wurde, muss auch gelten. Deshalb kann man mit "Roten Linien" nicht beliebig umgehen. Genau dies aber tut der Antrag des Parteivorstands - daher konnte es für uns auch nur ein "Nein" dazu geben.

Zum Bericht gehört aber auch: Die Debatte auf dem Konvent war, anders als manche im Vorfeld, eine sehr sachlich und von beiden Seiten mit vernünftigen Argumenten geführte Diskussion (von wohl unvermeidlichen einzelnen Ausreißern abgesehen). Am Ende hat sich eine doch deutliche Mehrheit für den Antrag des Parteivorstands ausgesprochen.

Dabei war es höchst irritierend, dass das Tagungspräsidium am Ende zunächst eine Abstimmung über Änderungsanträge nicht zulassen wollte - auch über den zentralen Änderungsantrag aus Bayern, der aus dem "Ja, aber" des Parteivorstands-Antrags ein "Nein, wenn nicht alle roten Linien eingehalten werden" gemacht hätte. Erst mit mehreren Geschäftsordnungsanträgen konnte zumindest eine Abstimmung über diesen wesentlichen Antrag erzwungen werden, die dann ähnlich ausging wie die Schlussabstimmung. Wir haben in der bayerischen Delegation vereinbart, dass dieses mangelhafte Demokratieverständnis der Sitzungsleitung in den Gremien thematisiert wird. Aber: Eine unseren Geschäftsordnungsregeln entsprechende Vorgehensweise der Sitzungsleitung hätte nicht zu einem anderen Ergebnis der Abstimmung geführt.

Deshalb gilt trotz dieses Mangels: In der Gesamtschau hat der Konvent zwar eine Entscheidung getroffen, die wir für falsch halten. Aber sie ist nach einer offenen, sachlich geführten Diskussion zustande gekommen.

Und zu einer demokratischen Partei gehört für uns auch, zu akzeptieren, wenn man nicht in der Mehrheit war. Wir werden nun den weiteren Prozess begleiten und sehr kritisch darauf achten, dass die vom Konvent beauftragten Nachbesserungen und Klarstellungen zu Ceta auch so verhandelt und rechtsverbindlich vereinbart werden (eine reine Absichtserklärung reicht bei weitem nicht aus). Und wir gehen davon aus, dass die SPD-Abgeordneten im Europäischen Parlament und im Bundestag dies ebenso einfordern und ihre Zustimmung nur erteilen, wenn alle im Konventsbeschluss enthaltenen Bedingungen erfüllt sind.

Solidarische Grüße

Nasser Ahmed, Martina Baumann, Philipp Dees, Petra Metzger

Welche Konsequenzen bieten sich, aus Sicht der DL21-Bayern, für Genossinnen und Genossen an, die aufgrund des Konventbeschlusses über die SPD frustriert sind?

In die DL21 eintreten und mit dem "Forum Demokratischen Linke", oder abgekürzt "DL21", in und außerhalb der SPD dafür eintreten, dass diese wieder mehr sozialdemokratische Politik betreibt. Unseres Erachtens die bessere Alternative.

DL21-Bayern, über uns

Neugründung und Ziele der DL21-Bayern am 16.01.16

Bundesweites Forum DL21

Forum Demokratische Linke 21 in Wikipedia

Wer zu sehr von der SPD frustriert ist, kann in die DL21 eintreten und sich den Beitrag in der SPD sparen, und mit der DL21 für eine sozialdemokratische Politik eintreten, u.a. bei den verschiedensten Veranstaltungen außerhalb und innerhalb der SPD, zum Beispiel beim demnächst stattfindenden Gerechtigkeitskongress. Das Forum DL21 ist ein eingetragener Verein, der rechtlich unabhängig von der SPD ist.

Veranstaltungen der DL21:

08.10.2016 DL21-Gerechtigkeitstagung

der DL21-Landesgruppen Baden-Württemberg, Bayern, Rheinlandpfalz, Hessen und Saarland in Mannheim

Flyer der Gerechtigkeitskonferenz der  DL21 in Mannheim

19.10.2016 Arbeitszeitverkürzung - der Weg zu mehr Gleichberechtigung?

Podiumsdiskussion des Forums DL21

im Klub Aufsturz, 10117 Berlin, Oranienburger Straße 67

04.11.2016 - 05.11.2016 DL21/spw-Herbsttagung, in Hamburg

Die spw ist die "Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft", welche man als Mitglied der DL21 bekommt. Sie enthält viele grundsätzliche Artikel zur linken Politik.

SPW = Zeitschrift für sozialistische Politik und Wirtschaft

Weitere Termine der DL21

Teilen