Lange Zeit ging es für die Sozialdemokratie in Europa nur bergab. Bei den Wahlen in Österreich, den Niederlanden und Frankreich wurden die sozialdemokratischen und sozialistischen Parteien für eine unentschlossene und profillose Politik abgestraft. Auch im britischen Wahlkampf lagen die Tories zunächst 20 Punkte vor der Labour Party. Das Rennen schien gelaufen, bevor der Kampf um die Wählergunst überhaupt begonnen hatte.
Dann aber startete Labour unter Jeremy Corbyn eine beeindruckende Aufholjagd: Man ließ sich von den Konservativen nicht irgendwelche Themen aufdrängen, sondern brachte sich in den Wahlkampf konsequent mit sozialen Themen und linken Positionen ein. Die Tories musste mit ansehen, wie sich die Wähler die Forderung nach mehr sozialer Gerechtigkeit zu eigen machten – und wie es vor allem die jungen Leute waren, die sich davon begeistern ließen.
Von Frau May und ihrem Gerede von „Stärke und Stabilität“ aber wollte sich schließlich niemand mehr begeistern lassen. Das Ergebnis der Unterhauswahlen gibt Jeremy Corbyn und den britischen Sozialdemokraten Recht: Die Tories haben ihre absolute Mehrheit verloren und Labour konnte überall im Land deutlich zulegen. Der scheinbar uneinholbare Vorsprung der Konservativen ist praktisch weggeschmolzen.
Die SPD kann und muss von Corbyn und der Labourparty lernen: Das britische Beispiel zeigt, dass eine Wahl nicht verloren gegeben werden darf – auch wenn zunächst alles auf ein aussichtsloses Rennen hindeutet.
Das britische Beispiel zeigt aber auch, dass die Sozialdemokratie nur gewinnen kann, wenn sie ihr linkes Profil schärft und wenn sie an ihren Kernthemen festhält. Bildung, Gesundheit und Lebensqualität für alle – das muss auch zum Markenzeichen der SPD im bevorstehenden Bundestagswahlkampf werden.
Die Vorschläge der DL21 für das SPD-Wahlprogramm können Sie hier herunterladen: DL21, Linke-Perspektive-2017 (PDF, 1,05 MB)
Zusammenfassung des Labour-Programms in der Wochenzeitung "Die Zeit"
Das Labour-Programm im Original, "Für die Vielen, nicht für die Wenigen"